Parenchym

Parenchym (von altgriechisch parénchyma ‚das seitlich/daneben Hineingegossene‘,[1] von altgriechisch παρά para, deutsch ‚neben‘, altgriechisch ἐνχεῖν enchein ‚hineingießen‘) bezeichnet in der Biologie und in der modernen Medizin ein Zellgewebe (eines Organs), das eine bestimmte (spezifische), vor allem mit Stoffwechselprozessen verbundene Funktion ausübt.

Der Begriff wurde vor allem durch Rudolf Virchow (1821–1902) bekannt, der ihn im Rahmen seiner Zellularpathologie auf tierische und pflanzliche Gewebe anwendete. Frühere Belege für die Verwendung des seit Erasistratos (3. Jahrhundert v. Chr.) in der anatomischen Terminologie benutzten Wortes finden sich bei Galenos[2] (2. Jahrhundert n. Chr.) und 1747 in La Mettries Text L’Homme Machine („Stoff, den die Alten Parenchym genannt haben“)[3] sowie 1821 in den Schriften von Henrich Steffens[4] in der Form Parenchyma.

Das Parenchymgewebe wird von den mehr oder weniger differenzierten oder spezifischen Parenchymzellen gebildet. Im Gegensatz dazu stehen bei Wirbeltieren jene Zellen, die das Stützgewebe bzw. Träger- oder Gerüstgewebe bilden (mesodermales Bindegewebe). Man spricht auch vom Interstitium (oder Stroma), in welches das Parenchym „eingegossen“ ist.[5][6][7]

  1. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771). Philipp Reclam jun., Leipzig 1979; 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 91 und 190, Anm. 3 (zu Galen, Über die Verfahrensweisen beim Sezieren, Buch VI, Kap. 11.)
  2. Galen: Über die Verfahrensweise beim Sezieren. Buch VI, Kap. 11: „[…] ist der ganze Raum zwischen den Gefäßen mit dem Fleisch des Organs angefüllt. Dieses Fleisch bezeichneten Erasistratos und seine Anhänger als Parenchym. Diese Substanz […] in allen Zwischenräumen zwischen den sich aufspaltenden Gefäßen […].“ Zitiert aus Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. 1989, S. 90 f., hier: S. 91.
  3. Julien Offray de La Mettrie: L’Homme Machine / Der Mensch eine Maschine. Aus dem Französischen übersetzt von Theodor Lücke mit einem Nachwort von Holm Tetens. 2001, ISBN 3-15-018146-1, S. 70.
  4. Zweiter Band, Breslau 1821, S. 73.
  5. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 184. Auflage. Walter de Gruyter & Co, Berlin 1964, S. 658.
  6. Dagmar Reiche: Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. Elsevier, München 2003, S. 1414.
  7. F. A. Brockhaus: Das große Fremdwörterbuch. Brockhaus Enzyklopädie, Leipzig 2001, ISBN 3-7653-1270-3, S. 991.

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